Du stehst im Zoofachhandel oder scrollst durch einen Online-Shop, schaust auf das Etikett eines Futtersacks… und liest dann die Nährwerte: Rohprotein, Rohfett, Rohasche. Klingt irgendwie nicht besonders appetitlich, oder? Aber was bedeuten diese Angaben eigentlich?
In diesem Artikel erklären wir Schritt für Schritt, was die Nährwertangaben auf Hunde- und Katzenfutter bedeuten. Wir zeigen dir, wie du sie richtig liest, worauf du achten solltest und was sie dir gerade nicht sagen. Und wir erklären, wie wir auf Futterrat.de sowohl die Zahlen als auch die Zutaten bewerten – damit du einfacher das richtige Futter für dein Tier findest.
Warum steht überall „roh“ vor den Nährwerten?
Dir ist es vielleicht schon aufgefallen: Auf Tierfutter steht bei fast jeder Angabe das Wörtchen „roh“. Rohprotein, Rohfette, Rohasche… aber was soll das eigentlich heißen? Bei Lebensmitteln für Menschen steht das nie drauf. Was macht die Nährwerte im Tierfutter also „roh“?
„Roh“ (im Englischen: crude) heißt in diesem Zusammenhang nicht schlecht oder unbearbeitet. Es beschreibt lediglich die Messmethode im Labor, mit der der Gehalt eines bestimmten Stoffs grob bestimmt wird. Diese Methode ist europaweit standardisiert.
Zum Beispiel:
- Rohprotein erfasst den gesamten Stickstoff im Futter und geht davon aus, dass dieser aus Eiweißen stammt. Es sagt aber nichts darüber aus, wie gut diese Eiweiße verdaulich sind oder aus welchen Quellen sie stammen (Fleisch, Knochen, Pflanzen).
- Rohfett umfasst alle fettähnlichen Bestandteile, unabhängig von ihrer Qualität.
- Rohasche bezeichnet den mineralischen Rückstand, der übrig bleibt, wenn das Futter vollständig verbrannt wird.
- Rohfaser ist eine Messgröße für bestimmte, meist unverdauliche Pflanzenfasern.
Kurz gesagt: „Roh“ heißt einfach nur, dass es sich um eine grobe, aber einheitliche Messung handelt – nicht um ein Urteil über die Qualität.
Was sind Nährwerte?
Auf der Rückseite von Hundefutter oder Katzenfutter findest du meist eine Tabelle mit Angaben wie Rohprotein, Rohfett, Rohasche und Rohfaser. Diese sogenannte Analytische Zusammensetzung gibt an, was mindestens oder höchstens im Futter enthalten ist. Die Zahlen helfen dir einzuschätzen, ob das Futter grundsätzlich zu deinem Tier passt.
Hier erklären wir die wichtigsten Begriffe im Detail:
Rohprotein
Dieser Wert zeigt, wie viel Eiweiß im Futter enthalten ist. Sowohl Hunde als auch Katzen brauchen Eiweiß für fast alles: Muskeln, Organe, Haut, Enzyme und das Immunsystem. Katzen sind reine Fleischfresser (obligate Karnivoren) und decken ihren Energiebedarf fast ausschließlich über Eiweiße. Hunde sind flexibler, aber Eiweiß bleibt auch für sie wichtig.
Gemessen wird der Stickstoffgehalt im Futter, der dann mit einem festen Faktor zu „Rohprotein“ umgerechnet wird. Diese Methode sagt allerdings nichts darüber, woher das Eiweiß stammt und wie gut es verwertet werden kann.
Und genau das ist entscheidend: Nicht jedes Eiweiß ist gleich gut verdaulich oder nützlich für den Körper. Laut FEDIAF, dem europäischen Verband für Tiernahrung, sollte das Eiweiß im Futter zu mindestens 80 % verdaulich sein. Ist das nicht der Fall, fehlen dem Tier unter Umständen lebenswichtige Aminosäuren.
Deshalb: Der Wert für Rohprotein sagt etwas über die Menge, aber nichts über die Qualität. Hochwertiges Eiweiß steckt meist in Fleisch und Fisch. Pflanzliche Quellen oder stark verarbeitete tierische Nebenprodukte sind oft schlechter verdaulich. Die Zutatenliste ist also mindestens genauso wichtig.
Rohfett
Wie beim Eiweiß zeigt auch der Rohfett-Wert, wie viel Fett im Futter steckt – ohne zu unterscheiden, ob es sich um gesunde oder ungesunde Fette handelt.
Fett ist die konzentrierteste Energiequelle im Futter. Ein Gramm Fett liefert über doppelt so viele Kalorien wie ein Gramm Eiweiß oder Kohlenhydrate. Sowohl Hunde als auch Katzen sind gut darauf eingestellt, tierische Fette zu verwerten.
Einige Fettsäuren sind essenziell, das heißt: Sie müssen über das Futter aufgenommen werden. Linolsäure ist z. B. für beide Tierarten wichtig, Katzen brauchen zusätzlich Arachidonsäure aus tierischen Quellen. Ein Mangel kann zu Hautproblemen, stumpfem Fell oder Fruchtbarkeitsstörungen führen. Zu viel Fett hingegen kann Übergewicht fördern – vor allem bei Wohnungstieren mit wenig Bewegung.
Der Rohfett-Wert sagt also etwas über die Menge aus, aber nicht über die Qualität. Wichtig ist, welche Fettsäuren enthalten sind, wie gut sie verdaulich sind und ob das Fett frisch oder schon oxidiert (also ranzig) ist.
Rohfaser
Rohfaser steht für den Anteil unverdaulicher Pflanzenfasern im Futter. Gemessen werden hier vor allem harte Bestandteile wie Zellulose. Wasserlösliche, weichere Fasern bleiben außen vor.
Hunde können relativ gut mit Ballaststoffen umgehen. Katzen hingegen sind von Natur aus Fleischfresser mit einem kurzen Darm und brauchen deutlich weniger Faserstoffe. Trotzdem können kleine Mengen gezielt eingesetzter Fasern (wie Rübenschnitzel) auch bei Katzen die Verdauung unterstützen – z. B. gegen Haarballen oder für einen regelmäßigen Stuhlgang.
Zu viele unverdauliche Fasern können allerdings dazu führen, dass andere Nährstoffe schlechter aufgenommen werden. FEDIAF gibt keine strenge Obergrenze an, aber bei Katzen gilt ein Rohfasergehalt über 8 % (bezogen auf die Trockensubstanz) als kritisch. Bei Hunden hängt es von Alter, Gesundheitszustand und Futtertyp ab.
Rohasche
Rohasche ist das, was übrig bleibt, wenn man das Futter vollständig verbrennt. Es besteht aus Mineralstoffen wie Kalzium, Phosphor, Magnesium oder Zink – also wichtigen Bausteinen für Knochen, Zähne, Nerven und Stoffwechsel.
Ein gewisser Ascheanteil ist normal und notwendig. Zu viel Rohasche kann jedoch auf einen hohen Anteil an Knochenmehl oder billigen Mineralien im Futter hinweisen. Gerade bei Katzen kann ein zu hoher Magnesium- oder Kalziumgehalt die Entstehung von Harnsteinen begünstigen. Auch bei Hunden kann ein Ungleichgewicht zu Problemen führen.
FEDIAF empfiehlt daher, nicht nur auf die Menge zu achten, sondern auch auf die Qualität. Organisch gebundene Mineralstoffe wie Zinkmethionin sind besser verwertbar als anorganische wie Zinkoxid.
Feuchtigkeit
Bei Nassfutter steht der Feuchtigkeitsgehalt immer auf dem Etikett – meist liegt er bei 70 bis 80 %. Bei Trockenfutter ist er mit 6–10 % deutlich niedriger und muss nicht immer angegeben werden.
Besonders bei Katzen ist Wasser wichtig, denn sie trinken von Natur aus wenig. In der Natur decken sie ihren Wasserbedarf größtenteils über Beutetiere. Wer ausschließlich Trockenfutter füttert, muss also darauf achten, dass die Katze genug trinkt – was nicht immer gelingt. Das kann Harnwegserkrankungen begünstigen. Bei Hunden ist das Risiko geringer, aber auch hier ist eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr wichtig.
Warum stehen Kohlenhydrate nicht auf dem Etikett?
Gute Frage! Kohlenhydrate müssen von Herstellern nicht angegeben werden – und stehen deshalb oft gar nicht auf der Verpackung. Für Katzen sind sie nicht essenziell, für Hunde nur bedingt.
Dennoch enthalten viele Futtersorten, vor allem Trockenfutter, recht viele Kohlenhydrate. Zutaten wie Reis, Mais oder Kartoffeln dienen dabei oft als „Kleber“ für die Krokettenform.
Du kannst den Kohlenhydratanteil ganz einfach selbst berechnen:
100 % – (Protein + Fett + Rohasche + Rohfaser + Feuchtigkeit) = Kohlenhydrate (bezogen auf Frischsubstanz)
Beispiel:
- Protein: 30 %
- Fett: 15 %
- Rohasche: 8 %
- Rohfaser: 2 %
- Feuchtigkeit: 10 %
- 100 – (30 + 15 + 8 + 2 + 10) = 35 % Kohlenhydrate
Bei Nassfutter liegt der Wert meist deutlich niedriger (unter 5 %), bei Trockenfutter sind 30 bis 40 % keine Seltenheit.
Warum man Hunde- und Katzenfutter nicht einfach tauschen sollte
Auch wenn die Nährwerttabellen sich ähneln, haben Hunde und Katzen sehr unterschiedliche Bedürfnisse. Katzen brauchen bestimmte Stoffe wie Taurin oder Arachidonsäure, die in Hundefutter oft fehlen. Bekommen sie dauerhaft falsches Futter, kann es zu Mangelerscheinungen kommen.
Hundefutter enthält außerdem meist weniger Eiweiß und Fett. Das reicht für Hunde, aber für Katzen ist es zu wenig. Umgekehrt ist Katzenfutter für Hunde oft zu energiereich – das kann Übergewicht oder Verdauungsprobleme verursachen. Achte also unbedingt darauf, welches Tier das Futter bekommen soll.
Alleinfuttermittel oder Ergänzungsfutter?
Auf dem Etikett steht meist, ob es sich um ein Alleinfuttermittel oder ein Ergänzungsfutter handelt – das ist ein wichtiger Unterschied:
- Alleinfuttermittel enthalten alles, was dein Hund oder deine Katze täglich braucht. Sie sind zur dauerhaften Fütterung geeignet.
- Ergänzungsfutter sind Snacks oder Beifutter, die bestimmte Nährstoffe nicht enthalten – z. B. Kalzium oder Vitamine – und deshalb nicht als Hauptfutter verwendet werden sollten.
Wenn ein Produkt laut FEDIAF-Richtlinien nicht als Alleinfutter zugelassen ist, besteht die Gefahr von Mangelerscheinungen. Ergänzungsfutter also bitte nur zwischendurch geben.
Wie vergleicht man Nährwerte richtig? Der Trockensubstanz-Vergleich
Wenn du verschiedene Futtersorten vergleichen willst, achte darauf, die Werte auf Basis der Trockensubstanz zu betrachten. Denn bei Nassfutter verwässert der hohe Wasseranteil die Prozentangaben – ein direkter Vergleich wäre irreführend.
Auf Futterrat.de haben wir für dich bereits alle Werte entsprechend umgerechnet – sowohl bei Nass- als auch Trockenfutter für Hunde und Katzen. So siehst du auf einen Blick, was wirklich drinsteckt.
Wie wir Nährwerte und Zutaten bewerten
Bei Futterrat.de beurteilen wir jede Futtersorte nach zwei Hauptkriterien:
- Nährwerte – also das Verhältnis von Protein, Fett, Ballaststoffen usw.
- Zutatenqualität – also Herkunft, Verarbeitung und Nährstoffdichte der verwendeten Rohstoffe
Beide Aspekte sind wichtig: Die Nährwerte zeigen dir, wie viel drin ist. Die Zutaten verraten dir, wie gut diese Nährstoffe verwertet werden können.
Fazit
Die Nährwertangaben geben dir einen ersten Eindruck vom Futter – aber sie erzählen nicht die ganze Geschichte. Wer wirklich wissen will, was im Napf landet, schaut sich auch die Zutatenliste an und achtet darauf, ob es sich um ein Alleinfutter handelt. Auf Futterrat.de prüfen wir für dich beides – damit du leichter die beste Wahl für deinen Hund oder deine Katze triffst.
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