Beim Vergleich von Tiernahrung scheint es logisch, einfach auf die Nährwertangaben auf dem Etikett zu achten. Doch dieser Blickwinkel ist oft verzerrt, besonders bei Nassfutter. Das liegt daran, dass ein großer Teil von Nassfutter aus Wasser besteht. Meist zwischen 75 und 85 %. Wasser ist zwar wichtig für die Flüssigkeitszufuhr deines Tieres, liefert aber keine Kalorien, Proteine, Fette oder andere Nährstoffe.
Um den tatsächlichen Nährwert eines Futters zu beurteilen, nutzen wir daher den sogenannten Trockensubstanzgehalt als Grundlage. In diesem Artikel erklären wir, was das genau bedeutet, welche Rolle sie bei der Bewertung von Hunde- und Katzenfutter spielt, und wie man sie ganz einfach selbst berechnen kann.
Warum das Etikett nicht alles verrät
Stell dir vor, du hast eine Dose Nassfutter. Auf dem Etikett steht: 10 % Protein. Du füllst etwas davon in den Napf, gibst es aber noch nicht sofort. Stattdessen gibst du genau so viel Wasser hinzu wie Futter. Der Eiweißanteil im Napf sinkt damit auf 5 %. Trotzdem nimmt dein Hund oder deine Katze beim Fressen noch immer die gleiche Menge Protein auf. Das Hinzufügen von Wasser senkt also nur den Prozentwert auf dem Etikett, nicht aber den tatsächlichen Nährstoffgehalt.
Nassfutter besteht häufig zu 75 bis 85 % aus Feuchtigkeit. Dieses Wasser wird in den Prozentangaben auf dem Etikett mitgerechnet, liefert aber keine Kalorien oder Nährstoffe. Trockenfutter enthält deutlich weniger Wasser (meist 8–10 %). Deshalb wirken die Nährwerte auf dem Etikett von Trockenfutter oft deutlich höher als bei Nassfutter, obwohl das nicht zwingend so ist.
Die Lösung? Feuchtigkeit beim Vergleichen ausklammern. Wenn man das Wasser „herausdenkt“, wie beim Einkochen einer Suppe, erkennt man erst, wie viele Nährstoffe wirklich im Futter enthalten sind. Deshalb nutzen wir bei Futterrat.de stets die Trockensubstanz als Vergleichsbasis.
Was ist Trockensubstanz?
Die Trockensubstanz bezeichnet alles, was übrig bleibt, wenn man dem Futter das Wasser entzieht. Dazu zählen Proteine, Fette, Kohlenhydrate, Ballaststoffe, Vitamine und Mineralstoffe. Wenn man die Nährstoffe auf Basis der Trockensubstanz berechnet, lassen sich Futtermittel fair vergleichen, unabhängig vom Feuchtigkeitsgehalt.
Wie berechnet man Nährstoffe auf Basis der Trockensubstanz?
Die Berechnung ist einfach. Wenn dir Formeln nicht liegen, kannst du diesen Teil überspringen. Die wichtigsten Erkenntnisse erklären wir gleich auch anschaulich mit Beispielen. Und keine Sorge: Auf Futterrat.de berechnen wir die Trockensubstanz ohnehin für jede Futtermittelbewertung. Wer aber wirklich verstehen will, was hinter den Zahlen steckt, kann hier genau nachlesen, wie es funktioniert.
\text{Nährstoff in Trockensubstanz =} \left( \frac{\text{Nährstoff}}{100 – \text{Feuchtigkeitsgehalt}}\right) \times 100
Man kann das noch weiter aufteilen, indem man zuerst 100 – \text{Feuchtigkeitsgehalt} berechnet. Das ergibt den prozentualen Trockensubstanzanteil.
Beispiel 1: Nassfutter vs. Trockenfutter
Eine Dose Nassfutter weist auf dem Etikett 9 % Protein und 76 % Feuchtigkeit aus.
Trockensubstanz = 100 – 76 = 24 %
Protein in Trockensubstanz = (9 / 24) × 100 ≈ 37,5 %
Ein Trockenfutter hat laut Etikett 28 % Protein und 8 % Feuchtigkeit.
Trockensubstanz = 100 – 8 = 92 %
Protein in Trockensubstanz = (28 / 92) × 100 ≈ 30,4 %
Auf dem Etikett scheint das Trockenfutter mehr Eiweiß zu enthalten. In Wirklichkeit hat das Nassfutter (bezogen auf die Trockensubstanz) aber mehr.
Beispiel 2: Vergleich zweier Nassfutter
Nehmen wir zwei typische Nassfutter, wie man sie für Hunde oder Katzen findet:
- Futter A: 6 % Protein, 4 % Fett, 80 % Feuchtigkeit
- Futter B: 8 % Protein, 8 % Fett, 60 % Feuchtigkeit
Auf dem Etikett scheint Futter B nährstoffreicher. Aber die Berechnung auf Basis der Trockensubstanz zeigt:
Futter A:
Trockensubstanz = 100 – 80 = 20 %
Protein = (6 / 20) × 100 = 30 %
Fett = (4 / 20) × 100 = 20 %
Futter B:
Trockensubstanz = 100 – 60 = 40 %
Protein = (8 / 40) × 100 = 20 %
Fett = (8 / 40) × 100 = 20 %
Beide enthalten gleich viel Fett, aber Futter A liefert anderthalb Mal so viel Protein. Was bedeutet das praktisch? Wie bereits erwähnt, enthält Wasser keine Nährstoffe. Wenn man also Futter B mit Wasser auf denselben Feuchtigkeitsgehalt wie Futter A (80 %) verdünnt, bleiben beide beim Fett gleich, aber Futter A enthält wesentlich mehr Protein.
Wie du siehst, führt der Wassergehalt auf dem Etikett schnell zu einem verzerrten Bild. Futter A scheint laut Etikett weniger Protein zu enthalten – aber die Berechnung zeigt das Gegenteil: Es liefert deutlich mehr Eiweiß! Dieses Beispiel zeigt klar, warum man Futtermittel nicht allein anhand der Etikettwerte vergleichen sollte, sondern stets die Trockensubstanz berücksichtigen muss.
Warum das für Katzen besonders wichtig ist
Katzen sind strikte Fleischfresser (obligate Karnivoren). Sie beziehen ihre Energie fast ausschließlich aus Proteinen und Fetten, während Kohlenhydrate für sie kaum eine Rolle spielen. Wenn man sich nur auf das Etikett verlässt, kann es leicht passieren, dass man ein Futter wählt, das in Wirklichkeit zu wenig Protein enthält – mit potenziell negativen Folgen für die Gesundheit.
Der einzige faire Vergleich
Egal ob Trocken- oder Nassfutter, für Hunde oder Katzen:
Der Feuchtigkeitsgehalt verzerrt die Zahlen auf dem Etikett.
Nur die Berechnung auf Basis der Trockensubstanz ermöglicht eine objektive Beurteilung.
Keine Lust zu rechnen?
Auf Futterrat.de zeigen wir in jeder Futtermittelanalyse die Werte bereits auf Basis der Trockensubstanz an. In unseren Übersichtsseiten für Nass- und Trockenfutter findest du direkt die berechneten Angaben.
Möchtest du ein eigenes Produkt überprüfen? Dann nutze unsere kostenlosen Tools:
Einfach die Etikettangaben eingeben, den Rest übernehmen wir.
Fazit
Der Wassergehalt eines Futters beeinflusst zwar die Etikettwerte, aber nicht, was dein Tier tatsächlich aufnimmt. Wer Futtermittel fair vergleichen will, kommt an der Berechnung auf Trockensubstanzbasis nicht vorbei.
Ob du nun selbst rechnest oder unsere Tools nutzt, entscheidend ist was wirklich im Napf landet. Lass dich nicht von Etiketten täuschen. Schau auf die Trockensubstanz, dein Tier hat es verdient!
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