Was steckt wirklich im Tierfutter? So liest du die Zutatenliste

Viele Tierhalter achten beim Futterkauf auf natürliche Zutaten und lassen sich davon bei ihrer Entscheidung leiten.1 Das wissen auch die Hersteller. Auf den Etiketten findet man häufig Aussagen wie „natürlich“, „getreidefrei“ oder „mit echtem Fleisch“. Doch was steckt wirklich dahinter? Wer sich nur auf solche Versprechen verlässt, verpasst oft die entscheidenden Hinweise. Die stehen in der Zutatenliste. Die wirkt zwar trocken, sagt aber meist mehr aus als jedes Schlagwort. Und manchmal eben auch weniger als man denkt …

Einige Zutaten sind leicht verständlich, etwa „Lachs“ oder „Reis“. Andere wirken vage oder technisch, wie „pflanzliche Nebenerzeugnisse“ oder „Fleischmehl“. Doch gerade diese Liste verrät viel über die Qualität und Zusammensetzung des Futters, wenn man weiß wie man sie richtig liest.

Die Zutatenliste ist nicht dasselbe wie die Nährwertanalyse oder die Versprechen auf der Vorderseite der Verpackung. Sie zeigt lediglich, welche Bestandteile in welcher Reihenfolge nach Gewicht bei der Herstellung enthalten waren. Die ersten Zutaten machen also meist den größten Anteil im Endprodukt aus.

Dieser Artikel hilft dir Schritt für Schritt dabei, die Zutatenliste von Hunde- und Katzenfutter besser zu verstehen. So kannst du besser einschätzen, was du deinem Tier wirklich fütterst, wo Hersteller transparent sind und wo sie es nicht sind. Am Ende geben wir dir praktische Tipps und verlinken zu hilfreichen Übersichten auf Futterrat.de.

Fangen wir mit dem Wichtigsten an: Wo findet man die Zutatenliste überhaupt, und was muss gesetzlich draufstehen?

Wo findet man die Zutatenliste?

Die Zutatenliste steht meist auf der Rückseite oder Seite der Verpackung, in der Nähe der Fütterungsempfehlung und Analysewerte. Laut Gesetz müssen Hersteller alle Zutaten in absteigender Reihenfolge ihres Gewichtsanteils bei der Herstellung angeben. Das bedeutet: Die zuerst genannte Zutat ist mengenmäßig am wichtigsten.

Außerdem muss klar erkennbar sein, ob es sich um ein Alleinfuttermittel oder Einzelfuttermittel handelt. Bei Alleinfuttermitteln steht oft ein Hinweis wie „Alleinfuttermittel für ausgewachsene Katzen“. Zusatzstoffe mit funktionaler Wirkung wie Konservierungsstoffe, Antioxidantien oder Farbstoffe müssen ebenfalls deklariert werden. Manche Hersteller machen freiwillige Angaben zur Herkunft oder Qualität, doch das ist nicht vorgeschrieben.

Trotzdem spiegelt die Zutatenliste nicht immer die tatsächliche Zusammensetzung wider. Eine Analyse kommerzieller Futtermittel ergab: In 83 % der Produkte waren Zutaten enthalten, die nicht auf dem Etikett standen. In 38 % fehlten hingegen deklarierte Bestandteile.2

Zudem gestalten manche Hersteller die Liste absichtlich unübersichtlich, etwa mit langen Aufzählungen oder unklaren Bezeichnungen. In den nächsten Abschnitten zeigen wir, wie du das besser durchschauen kannst.

Von Huhn bis „Fleisch und tierische Nebenerzeugnisse“

Bei tierischen Zutaten lohnt es sich, genau hinzusehen. Wie konkret oder allgemein Begriffe formuliert sind, macht einen großen Unterschied. Je spezifischer eine Zutat genannt ist, desto besser lässt sich ihre Qualität einschätzen.

Konkrete vs. vage Begriffe

Gute Zutatenlisten sind so konkret wie möglich. Formulierungen wie „frisches Huhn“, „getrockneter Lachs“ oder „Rindfleisch“ zeigen genau, was verarbeitet wurde. Du erfährst, von welchem Tier die Zutat stammt, welcher Teil verwendet wurde und ob es frisch oder getrocknet war. Solche Angaben deuten oft auf hochwertigere und besser verdauliche Zutaten hin.

Vage Begriffe wie „Fleischmehl“, „tierische Nebenerzeugnisse“ oder „pflanzliche Nebenerzeugnisse“ sind zwar rechtlich erlaubt, sagen aber wenig über die tatsächliche Zusammensetzung aus. Tierische Nebenerzeugnisse können alles Mögliche enthalten: Haut, Knorpel, Eingeweide oder sogar Federn. Solange es für Tiere gesundheitlich unbedenklich ist, darf es verarbeitet werden.

Manche Hersteller wählen solche allgemeinen Begriffe bewusst, um flexibel einkaufen zu können. Für sie ist das günstig, aber für dich als Verbraucher schwer nachvollziehbar.

Herkunft tierischer Zutaten

Nicht nur die Bezeichnung ist entscheidend, sondern auch die Herkunft. Eine Angabe wie „Hühnerleber“ ist viel aussagekräftiger als „Fleischmehl“. Ersteres ist nährstoffreich und gut verdaulich. Letzteres ist ein Sammelbegriff, der alles Mögliche enthalten kann.

Gute Marken geben die Tierart und das genaue Organ oder Fleischstück an: „getrocknetes Lammfleisch“, „Putenleber“, „Lachsöl aus frischem Lachs“. Das spricht für mehr Transparenz und oft auch für bessere Kontrolle der Rohstoffe.

Wenn ein Hersteller nur „Fleisch und tierische Nebenerzeugnisse“ nennt, ohne weitere Details, ist das meist kein gutes Zeichen. Schau in dem Fall, ob es auf der Verpackung oder der Website zusätzliche Informationen gibt.

Pflanzliche Zutaten: Füllstoff oder Nährwert?

Auch pflanzliche Zutaten sollte man sich genau ansehen. Viele Futtermittel enthalten Getreide, Hülsenfrüchte oder Gemüse. Diese liefern Energie oder Ballaststoffe, dienen aber oft auch nur als Füllstoff.

Getreide: Reis, Mais, Weizen

Getreide wie Mais, Reis oder Weizen werden häufig verwendet, um das Futter günstiger und sättigender zu machen. Sie liefern Kohlenhydrate, sind aber für Fleischfresser wie Katzen nicht essenziell. Manche Hunde vertragen sie gut, andere bekommen Probleme.

Wenn mehrere Maisbestandteile auftauchen etwa „Maismehl“, „Maisstärke“ oder „Maiskleber“ spricht das für sogenanntes „Splitting“. Das macht den Anteil einzelner Zutaten kleiner, obwohl Mais in Summe dominieren kann.

Gemüse und Obst

Zutaten wie Karotte, Kürbis oder Apfel können Ballaststoffe, Antioxidantien oder Geschmack liefern. Sie haben oft eine funktionale Rolle, werden aber auch aus Marketinggründen hinzugefügt. Angaben wie „Gemüse (mind. 4 %)“ wirken gesund, sagen aber wenig aus, wenn nicht spezifiziert ist, um welches Gemüse es sich handelt.

Je klarer und konkreter die pflanzlichen Zutaten genannt sind, desto eher tragen sie auch wirklich etwas zur Ernährung bei.

Zusätze und Additive in der Zutatenliste

Neben den Grundzutaten enthält Tierfutter meist auch verschiedene Zusätze. Diese haben unterschiedliche Funktionen: Haltbarkeit, Geschmack, Farbe oder Nährstoffversorgung.3

Technologische Zusatzstoffe

Hierzu zählen Antioxidantien und Konservierungsmittel. Häufige Beispiele sind Tocopherole (Vitamin E) oder Ascorbinsäure (Vitamin C). Sie stehen meist am Ende der Liste. Wenn solche Stoffe enthalten sind, müssen sie gekennzeichnet werden, aber die genaue Angabe ist oft freiwillig.

Nährstoffzusätze

Das sind Vitamine, Mineralien und Aminosäuren, die das Futter komplett machen. Zink, Vitamin D3 oder Taurin (wichtig für Katzen) sind typische Beispiele. Oft sind sie in einem eigenen Abschnitt aufgeführt. Achte darauf, ob auch Mengenangaben gemacht werden, denn das spricht für Transparenz.

Sensorische Zusatzstoffe

Das sind Farb-, Duft- oder Aromastoffe. Manche stammen aus natürlichen Quellen (z. B. Hefe, Kräuter), andere sind synthetisch. Sie sollen das Futter schmackhafter machen, sowohl für Tier als auch Mensch, tragen aber nichts zur Ernährung bei. Formulierungen wie „mit Farbstoffen“ oder „mit Aromen“ deuten darauf hin, dass solche Zusätze enthalten sind.

Verarbeitung und „Splitting“ von Zutaten

Zutatenlisten sind nach Gewicht sortiert, doch Hersteller können die Reihenfolge durch Tricks beeinflussen. Einer davon ist das „Splitting“.

Statt einfach „Mais“ zu nennen, können Hersteller den Rohstoff in „Maismehl“, „Maiskleber“ und „Maisstärke“ aufteilen. Diese erscheinen weiter unten in der Liste, obwohl sie zusammen mengenmäßig an erster Stelle stehen. So lässt sich ein billiger Füllstoff als weniger wichtig darstellen.

Auch Sammelbezeichnungen wie „Geflügelprodukt“ oder „pflanzliches Proteinkonzentrat“ sind oft stark verarbeitet. Je weiter verarbeitet ein Bestandteil ist, desto weniger lässt sich seine ursprüngliche Qualität einschätzen.

Achte daher nicht nur auf die Begriffe selbst, sondern auch auf Wiederholungen und Varianten. Je transparenter die Liste ist, desto besser ist sie auch.

Siegel und Kennzeichnungen zu Inhaltsstoffen

Viele Futtersorten tragen Siegel, die etwas über die Herkunft oder Reinheit der Zutaten aussagen. Diese Informationen sind hilfreich, sofern es sich um kontrollierte und anerkannte Kennzeichnungen handelt

Bio-Siegel

Bio-Tierfutter trägt oft das EU-Bio-Logo oder das deutsche „Bio-Siegel“. Diese garantieren, dass die Rohstoffe aus kontrolliert biologischem Anbau stammen. Für tierische Zutaten gelten zusätzliche Tierschutzstandards. Künstliche Zusätze, Gentechnik und Pestizide sind weitgehend ausgeschlossen.

Tierschutzlabels und Herkunftsangaben

Begriffe wie „artgerechte Tierhaltung“ oder „kontrollierte Herkunft“ deuten auf bessere Haltungsbedingungen oder transparente Lieferketten hin. Sie sind nur glaubwürdig, wenn sie von unabhängigen Stellen zertifiziert sind.

Begriffe wie „natürlich“ oder „getreidefrei“

Aussagen wie „natürlich“, „ohne Zusatzstoffe“ oder „getreidefrei“ klingen gut, sind aber rechtlich nicht genau definiert. Zudem ist der Unterschied zwischen „natürlich“ und „synthetisch“ nicht immer klar.3 Solche Begriffe sind erlaubt, solange sie nicht nachweislich täuschen. Ob sie berechtigt sind, zeigt sich in der Zutatenliste.

Praktische Tipps zum Lesen der Zutatenliste

Hier ein paar einfache Regeln, mit denen du Zutatenlisten besser beurteilen kannst:

1. Schau dir die ersten drei Zutaten an
Sie machen meist den Hauptanteil des Futters aus. Stehen dort vor allem Getreide oder unklare Begriffe? Dann liefert das Futter wahrscheinlich weniger hochwertige Nährstoffe als erhofft.

2. Achte auf vage Bezeichnungen
Wenn Begriffe wie „tierische Nebenerzeugnisse“ oder „pflanzliche Nebenerzeugnisse“ weit oben stehen und nicht näher erklärt werden, ist Vorsicht geboten. Je konkreter die Angaben, desto transparenter ist das Produkt.

3. Erkenne Splitting-Tricks
Wenn du mehrere Bestandteile derselben Zutat siehst (z. B. Maismehl, Maisgluten, Maisstärke), handelt es sich wahrscheinlich um Splitting. Das täuscht über den wahren Anteil hinweg, denn zusammengenommen ist Mais dann vielleicht doch der Hauptbestandteil.

4. Prüfe, welche Zusätze enthalten sind
Vitaminen, Mineralien und Taurin sind wichtig, aber nur, wenn sie klar und vollständig aufgeführt werden. Allgemeine Aussagen wie „mit Vitaminen“ sagen wenig über die Qualität aus.

5. Lass dich nicht von Marketing-Sprache blenden
Begriffe wie „natürlich“, „ohne künstliche Zusatzstoffe“ oder „getreidefrei“ klingen gut, haben aber keine gesetzlich festgelegte Bedeutung. Ob die Aussage stimmt, siehst du nur anhand der tatsächlichen Zutatenliste.

6. Informiere dich zusätzlich online
Viele Hersteller geben auf ihrer Website nähere Informationen zur Herkunft, Qualität oder Funktion einzelner Zutaten. Wenn du auf der Verpackung nichts findest, lohnt sich ein Blick ins Netz.

7. Nutze Vergleichstools wie Futterrat.de
Wenn du nicht jede Liste einzeln analysieren willst: Auf Futterrat.de findest du Übersichten mit geprüften Zutatenlisten und transparenten Bewertungen für Hundefutter und Katzenfutter. Dort sind viele der hier genannten Punkte bereits in die Bewertung eingeflossen.

Fazit

Die Zutatenliste auf Hundefutter oder Katzenfutter enthält mehr Informationen, als man zunächst vermutet. Wer sie richtig liest, bekommt ein klares Bild davon, was wirklich im Napf landet, und was nicht.

Besonders wichtig sind konkrete, nachvollziehbare Zutaten. Vage Sammelbezeichnungen, stark verarbeitete Bestandteile und „Splitting“-Tricks machen es schwer, die Qualität richtig einzuschätzen. Auch wohlklingende Marketingbegriffe wie „natürlich“ oder „getreidefrei“ ersetzen keine ehrliche Deklaration.

Mit etwas Übung wird das Lesen der Zutatenliste zur Gewohnheit. Wenn du nicht jedes Produkt selbst analysieren möchtest, findest du auf Futterrat.de übersichtliche Bewertungen auf Basis transparenter Kriterien. Dazu gehören die Deklaration, die Herkunft der Zutaten, enthaltene Zusatzstoffe und der Nährstoffgehalt.

Für jedes Produkt ermitteln unsere Algorithmen eine Gesamtwertung von 1 bis 5 Sternen. Dabei schneiden Futtersorten mit klar deklarierten, nährstoffreichen Zutaten besser ab als solche mit viel Füllstoffen, vagen Formulierungen oder übertriebener Werbung. So siehst du auf einen Blick, welche Produkte wirklich einen Mehrwert für die Ernährung deines Hundes oder deiner Katze bieten.

  1. Rombach M, Dean DL. It Keeps the Good Boy Healthy from Nose to Tail: Understanding Pet Food Attribute Preferences of US Consumers. Animals (Basel). 2021;11(11):3301. Published 2021 Nov 19. doi:10.3390/ani11113301 ↩︎
  2. Olivry T, Mueller RS. Critically appraised topic on adverse food reactions of companion animals (5): discrepancies between ingredients and labeling in commercial pet foods. BMC Vet Res. 2018;14(1):24. Published 2018 Jan 22. doi:10.1186/s12917-018-1346-y ↩︎
  3. Craig JM. Additives in pet food: are they safe?. J Small Anim Pract. 2021;62(8):624-635. doi:10.1111/jsap.13375 ↩︎

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